Ein Tag mit ein wenig Regen oder Prüderie und Frauentag
Es ist der 8.März. Eine Befragung der allwissenden Müllhalde in Gestalt der Wikipedia ergibt, dass es eine Tag der Vereinten Nationen für Weltfrieden und die Rechte der Frau ist. Seine Wurzeln hat er in der Zeit um den Ersten Weltkrieg herum. Soviel dazu und alles gute für unsere Kolleginnen. Ein wenig Regen zum Start des dritten und letzten Arbeitstages unserer Schüler im Waldheim kann nicht darüber hinweg Täuschen, das die meisten Schüler sicher froh sind, die eigenen und kuscheligen Betten ab morgen wieder zum Schlafen zu nutzen. Aber die meisten werden auch traurig sein, dass die Zeit im Waldheim morgen schon zu Ende geht. Heute standen Projekte wie die Reparatur eines durch Baumfällarbeiten beschädigten Zaunes, forstwirtschaftliche Aufräumarbeiten und zum Abschluss die finale Säuberung der Kleinbusse an. Da das Wetter sich im Verlauf des Tages deutlich besserte, stieg die Laune unserer Schüler gegen Mittag auch deutlich an. Dass Wasser einer Faszination auf junge Leute ausüben kann, konnte man nun auch deutlich beim Fahrzeugsäubern beobachten. Solcherart gerüstet kann der Trockenraum für unsere Arbeitsklamotten nun doch noch einmal zeigen, warum er eingerichtet wurde. Das Mittagessen war auch wieder nach dem Geschmack unserer Schüler und was ich unter der Dusche erlebte folgt weiter unten. Der Nachmittag zeigte sich dann wieder mit schönem Wetter und es stand das Waldquiz im Waldheim an. Natürlich konnten alle, die Spaß daran haben den Feuerwachturm erklimmen und die tolle Aussicht genießen. Ein wenig Wind ließ das 35 m hohe Türmchen ein wenig dynamisch erscheinen, aber toll war der Auf- und Abstieg dann doch. Und der Fotograf freut sich natürlich an der Aussicht am intensivsten. Die Aufarbeitung der Resultate des Quizes wurde auch abgeschlossen, so dass wir nun der Verkündung der Ergebnisse unseres Waldheimbesuches am morgigen Tag entgegenfiebern können.
Vielleicht steht am Abend noch ein kleines Lagerfeuer an und nun schließen wir unsere Betrachtungen. Wir sind im übrigen die Lehrkräfte Carmen Piotraschke, Britta Armbrecht und Lutz Helmholz. Und am Montag werden wir frisch und munter (hoffentlich) wieder bei euch sein (nicht als Drohung auffassen).
Euer Lutz Helmholz.
Und nun noch etwas ganz anderes:
Den folgenden Beitrag könnte man mit der Frage: „Was ist prüde? oder die Philosophie der Körperreinigung“ überschreiben. Lange habe ich über diesen Begriff nicht mehr nachgedacht – warum auch. Vielleicht hilft bei der Begriffsbildung die allwissende Müllhalde weiter. Zunächst heißt das für mich wieder: Wikipedia. Dort steht:“Prüderie bezeichnet eine sehr empfindliche Einstellung und Engherzigkeit gegenüber Sitte und Moral. Pierers Universallexikon von 1861 beschreibt Prüderie als 'auf eine übertriebene und affectirte Weise sittsam; scheinspröde, zimperlich;'.
Im weiteren Sinne bezeichnet Prüderie eine Geisteshaltung, die das Ziel hat, sexuelle Äußerungen jeglicher Art in der Öffentlichkeit und teilweise auch im Privatbereich weitestgehend auszuschließen. Dies betrifft vor allem die Darstellung oder auch nur Andeutung von Erotik in Ton- und Bildform, Mode, Massenmedien, Literatur, historischen Zeugnissen, Konversation.“
Soso, das ist also Prüderie. Mhh, passt das mit meiner Wahrnehmung zusammen? Der geneigte Leser soll es selber entscheiden. Zu meinem Erlebnis. Da wundert man sich als Lehrer, wenn man den Duschraum der Jungen betritt und denkt: 'Ich kann mich beim besten willen nicht daran erinnern, dass wir in dieser Woche baden waren.' Aber meine Augen trügen mich nicht; auf dem Handtuchtrockner hängen – B a d e h o s e n – ?! Ja wie jetzt? Wozu benötigt man Badehosen in einer nach Geschlechtern getrennten Dusche? Na ja, hänge mal die nassen Hosen, die größtenteils auf einem Haufen liegen so auf, dass sie ordentlich trocknen können und dusche, hänge mein Handtuch dazu und gehe frisch gesäubert die Aufgaben des Nachmittags an. Heute ist ein wenig weniger Zeit und ich gehe sofort nach dem Mittagessen unter die warme Dusche und bin nicht allein: Einige unserer Jungens duschen auch oder sind gerade fertig. Und nun erschließt sich mir schlagartig die Bedeutung der Badehosen! Die Jungens des 21. Jahrhunderts duschen in einer Badehose! Genau jetzt durchfährt mein Gehirn ein Begriff wie der ICE die Stadt Wolfsburg: prüde!
Fünfzehn Jahre alte männliche Mitbürger, zugegeben auch Schüler, duschen in einer Badehose, obwohl keine Mädchen anwesend sind. Die haben ihre eigene Sammeldusche, und wie die Damen das handhaben, kann ich nicht beurteilen. Ich für meinen Teil bin fassungslos. Aber es geht noch weiter. Nichts ahnend bereite ich mich auf meinen Duschgang vor; aus alter Gewohnheit, so wie ich es von meinen Eltern gelernt habe, entkleide ich mich und dusche – textilfrei. Na gut, ich bin ein Lehrer, aber einige verschreckte Jungens ziehen sich nun in einer Ecke, hinter einem Handtuch verborgen um (natürlich nicht bedenkend, dass in einem Waschraum auch Spiegel existieren; so helle sind sie dann doch nicht). Im Anschluss schleichen verschüchterte junge Männer aus dem Waschraum. Nun noch einmal langsam zum Mitdenken. Junge Herren, die mit sexistischen Begriffen um sich werfen, wie man es nur noch auf dem Schulhof bei einer Schneeballschlacht gewohnt ist. Die Begriffe nenne ich nicht, aber im Internet gibt es sicher auch einige tolle Bilder und Videos von hübschen und wenig bekleideten Mädels und Damen, die unsere jungen Mitbürger zum erfreuen nutzen. Wie schwer sind wir doch früher an unsere Göttinnen der Phantasie herangekommen. Um zu hause ein wenig Spass zu haben, wurde der Playboy an der Tanke mit hochrotem Kopf gekauft; aber bloß nicht bei der jungen hübschen Kassiererin – nein nur beim „alten Sack“, der kann uns wenigstens verstehen und lächelt nicht so hämisch. Die Jungen, welche heute ohne Probleme an die tollsten Anregungen sexueller Phantasien gelangen, dusche in Badehose. Die allwissende Müllhalde kann mir leider auch nicht weiterhelfen, da sie mit ihrer Definition in mir genau den gedanklichen Wiederspruch zurücklässt, den ich beim (nun einsamen) Grübeln unter der Dusche habe. Sollte ich die zarten Seelen meiner Schüler durch meine brutale zur Schaustellung meines nicht mehr ganz jungen Körpers seelisch in eine unlösbare Krise gestürzt haben? Mit diesen Gedanken lasse ich den geneigten Leser nun alleine und muss feststellen, dass es nun eine unbeantwortete Frage mehr in meinem Leben gibt.
...gegen so viel Scham-Gefühl etc. hilft wohl nur 14 Tage FKK-Urlaub an der Ostsee. Einschließlich Teilnahme am Volleyballturnier..lach
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